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Auszug aus dem Katalog Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreis 2012


Achim Bertenburg
Auflösen und Erscheinen

Bertenburgs Bilder kann man fühlen. Man spürt die Anstrengung, den Prozess, den malerischen Akt. Jeder Strich ist nachvollziehbar, jede verwischende Geste offenbart sich dem Blick des Betrachters. Und mit einem Mal ist sie da: diese Intensität seiner Bilder. Geboren aus der Materialität der Farben, aus der Vermalung von hell nach dunkel, aus dem sich langsam herausschälenden Tiefenraum des Bildes. Assoziationen werden wach. Nur zögerlich scheint die Malerei den Blick frei zu geben auf einen Flusslauf, ein Ufer, Bäume, Figuren oder Formen. Und als wolle das Bild sein Geheimnis wahren, prescht im Bildvordergrund eine Linie hervor und führt erneut auf eine unbekannte Fährte.
Bertenburgs Bilder sind Grenzgänger. Stets changieren sie zwischen Konkretem und Abstraktem. Zwischen einem Landschaftsgemälde und reiner Farbkomposition. Stets müht sich der Pinsel das Sichtbare zurück zudrängen, während die Form um ihr Dasein kämpft. Es lässt sich niemals objektiv klären ob die Assoziation an Gegenständliches sich aus der Abstraktion nährt oder die beziehungslose Geste das Gebilde verweigert.
Bertenburg definiert eine eigene Bildsprache und bedient sich gleichzeitig vertrauter Gebärden. Expressionistisch der Grundtenor, informell die einzelne Linie und die verletzte Farboberfläche, monochrom die Hintergründe.
Bertenburgs Kolorit ist vielfältig, doch oft naturverbunden. Die Farben treten in Schlieren auf, lösen sich in wolkenartigen Formationen auf, sind manchmal rein und pastos, ganz sie selbst. Die dunkleren Töne sind verantwortlich für die Öffnung des Bildraumes nach hinten, leuchtende Grün- oder Blautöne drängen in den Bildvordergrund. Und plötzlich kippt es in die andere Richtung, wie ein Vexierbild.
Bertenburg schafft atmosphärische Bilder. Er hält die Spannung zwischen Hell und Dunkel, Bewegung und Stille, Klarheit und Verklärung. Er lässt den Betrachter partizipieren an der Innerlichkeit des Bildes und schütz es gleichzeitig vor dem Eindringen Fremder. Er schafft Raum für ein Dazwischen sein, für einen Zustand, der real nirgends existiert.

Sebastian Dannenberg
Der Raum hinter dem Bild

Dannenbergs Bilder verweigern das Abbild. Sie wenden dem Betrachter ihren Rücken zu. Direkt auf die Wand aufgebracht verorten sie sich unmittelbar im Raum. Sie negieren ihre Vorderseite, verschweigen Erkennbares, lassen allenfalls Assoziationen zu. So konzentriert Dannenberg den Blick auf den Raum hinter dem Bild. Mit Farbe und Holzlatten konstruiert er einen rückwärtigen Bildraum, der sich unmittelbar an den Bedingungen des Raumes orientiert. Auch wenn Dannenberg sich als Maler sieht, der mit Pinsel und Farbe die Malerei in Frage stellt, überschreiten seine Werke die Grenze zur Rauminstallation, vielleicht sogar zur Skulptur. Während die herkömmliche, dem Betrachter zugewandte, Leinwand den Bildraum fiktiv nach hinten öffnet, springt uns Dannenbergs Bildkonstruktion real entgegen. Sie dehnt sich in den Raum aus und wirkt gleichzeitig wie eine Blockade. Das Gemalte offenbart Pinselspuren, verrät den schnellen Strich und hinterlässt tropfenartige Spuren. Die Farbe wischt sich über den festgelegten Bildrand hinaus, verlässt das Format und erzeugt so eine malerische Eigenständigkeit.
Während einige Werke Dannenbergs aus monochromen Bildflächen bestehen, basieren andere auf kurzen Sätzen oder einzelnen Worten. Diese spiegelverkehrt aufgebrachten Texte eröffnen einen möglichen Assoziationsradius über die Sprache und deren Verständnis. Doch Dannenberg versteht sich nicht als Poet, der sinnfällige Weisheiten in die Welt hinausträgt. Vielmehr sind die einzelnen Buchstaben Träger der Malerei. Diese arbeitet sich an den formalen Bedingungen der Typografie, der Größe und Farbigkeit ab. Und dennoch lassen sie cineastische Erinnerungen wach werden, verweisen auf großformatige Schriftzüge, die im urbanen Raum vielfach zu finden sind und nach Aufmerksamkeit für Filme, Clubs oder Werbung heischen.
Die Formensprache Dannenbergs ist simpel, sie bedient sich verschiedener Medien, die für den Betrachter bekannt und leicht lesbar sind. In der Gesamtinszenierung aber erzeugt der Künstler ein höchst komplexes Werk mit zahlreichen Verweisen, denkbaren Assoziationen und intensiven Reflexionen über die Malerei.